Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
warum müssen Redaktion, Anzeigenabteilung und Vertrieb strikt getrennt sein?
Wer eine Zeitung aufschlägt, sieht auf den ersten Blick nicht, wie viele verschiedene Abteilungen an der Entstehung mitwirken. Redaktion, Anzeigenabteilung und Vertrieb arbeiten oft Tür an Tür – und doch verfolgen sie völlig unterschiedliche Aufgaben. Für Leserinnen und Leser ist es wichtig zu wissen, warum diese Bereiche klar getrennt sind und weshalb das für die Glaubwürdigkeit einer Zeitung eine entscheidende Rolle spielt.
Die Redaktion ist das journalistische Zentrum eines Mediums. Hier wird entschieden, welche Themen aufgegriffen werden, welche Geschichten erzählt und welche Fragen gestellt werden. Journalistinnen und Journalisten recherchieren, überprüfen Fakten, führen Interviews und ordnen Geschehnisse sachlich und unabhängig ein. Ihr Ziel ist es, die Öffentlichkeit zuverlässig zu informieren – fair, kritisch und ohne äußeren Einfluss. Diese Unabhängigkeit ist die Grundlage des journalistischen Selbstverständnisses. Die Redaktion darf sich nicht davon leiten lassen, wer Anzeigen schaltet, wie groß ein Unternehmen ist oder welche Interessen damit verbunden sind.
Ganz anders arbeitet die Anzeigenabteilung. Hier geht es um bezahlte Werbeflächen – sei es für lokale Geschäfte, große Unternehmen oder Veranstaltungen. Wer hier eine Anzeige bucht, tut das mit einem klaren Ziel: Aufmerksamkeit schaffen für Produkte oder Dienstleistungen. Auch wenn Anzeigen auf den ersten Blick manchmal wie redaktionelle Beiträge wirken, müssen sie deutlich als solche gekennzeichnet sein. Nur so bleibt für die Leserschaft nachvollziehbar, was Werbung ist – und was unabhängiger Journalismus.
Der Vertrieb wiederum kümmert sich darum, dass die Zeitung überhaupt zu den Menschen gelangt – per Abo, am Kiosk oder online. Auch dieser Bereich ist wirtschaftlich geprägt, hat aber keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Zeitung.
Gerade in kleineren Städten oder ländlichen Regionen kommt es immer wieder zu Missverständnissen. Ein ortsansässiges Geschäft feiert Jubiläum – warum berichtet die Zeitung nicht darüber? Die Antwort ist einfach: Eine Berichterstattung darf nicht an den Wunsch nach Werbung oder Gefälligkeit gekoppelt sein. Ein Unternehmen, das sich Aufmerksamkeit wünscht, kann eine Anzeige buchen – redaktionelle Berichterstattung aber bleibt davon unabhängig. Eine Redaktion darf nicht zur kostenlosen Werbefläche für lokale Wirtschaft werden. Sonst verwischen die Grenzen zwischen Journalismus und PR – und das wäre nicht nur unprofessionell, sondern rechtlich heikel. Stichwort: Schleichwerbung.
Die Trennung zwischen Redaktion, Anzeigenabteilung und Vertrieb ist also kein bürokratisches Prinzip, sondern ein zentraler Pfeiler für die journalistische Integrität. Nur wenn Inhalte unabhängig entstehen und deutlich gekennzeichnet ist, was Werbung ist, können Medien glaubwürdig bleiben. Das ist nicht nur im Interesse der Zeitung – sondern vor allem im Interesse ihrer Leserinnen und Leser.
Das Tagblatt-Team wünscht Ihnen ein schönes Wochenende!