Was einst eine fixe Idee war, ist heute zu einer dauerhaften Einrichtung geworden“, blickt Beate Holzwarth auf dreißig Jahre „Schreiwer-Hais´l“ zurück. Das urige Gemäuer in der Schifferstadter Lillengasse 5 hat sich zu einem Tempel feinster pfälzischer Kultur gemausert.
Mit dazu beigetragen haben die zahlreichen Künstlerinnen und Künstler, welche dem pfälzischen Zungenschlag auf Grund ihrer Geburt ohnehin schon mächtig sind, aber auch Zugewanderte, die sich unserem Dialekt, wenn auch mit Fremdeinschlag, gut angenähert haben. Dazu noch einige wenige, die sich lieber des Hochdeutschen bedienten, weil sie es mit unserer „Fremdsprache“ nicht so hatten.
Es war Emma Müller, die Mutter des leider all zu früh verstorbenen Claus Jürgen Müller, der als „De Schnurres aus Schifferstadt“ bestens bekannt war, die vor drei Jahrzehnten den Impuls gab Kultur auf Pfälzisch auf die Bühne zu bringen.
Ein damals recht mutiger Schritt. Doch der Erfolg gab ihr, ihrem Sohn und dessen Lebensgefährtin Beate Holzwarth, die heute als emsige Gastgeberin fungiert, recht. Deshalb liegt der Schwerpunkt, mit wenigen Ausnahmen, immer noch auf der Pflege der heimischen Mundart. Ungekünstelt, hemdsärmelig und kur-pfälzisch geht es bei den Autorenlesungen, bei heimischem Kabarett und Vorträgen zu.
Einige Prominente wie Gerd Kannegieser, Hermann-Josef Settelmayer, Paul Tremmel oder „Die Zweifler“, haben den Weg hierher gefunden, aber man freut sich, dass man auch man jungen Talenten und Neulingen eine Plattform bieten konnte.
Bis zu 15 Mal im Jahr oder sogar noch öfter, heißt es an Sonntagen ab 11 Uhr: „Alla hopp. Kumme, Hiehocke, Lache, Wohlfiehle!“
„Mit unbändiger Lebensfreude und unserer ureigenen Verrücktheit im positiven Sinn, haben wir all die Aufs und Abs der letzten dreißig Jahre überstanden“, erklärt Beate Holzwarth. Sie ist ein echtes „Pälzer Mädel“ mit Urgroßmütterlichen Wurzeln in einem kleinen südpfälzischen Dorf, aufgewachsen in Neustadt und schließlich in Schifferstadt heimisch geworden. Bei ihr trifft wohl der bekannte Ausspruch zu „Mer kinnen alles – außer Hochdeitsch!“
Wenn man sie hört, kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass ihr ein gekünstelt gesprochenes Schriftdeutsch gar nicht zu Gesicht stehen würde. Die treuen Besucherinnen und Besucher der sonntäglichen Veranstaltungen erwarten nichts anderes, als dass sie immer wieder ihren pfälzischen Humor mit Witzen und Sprüchen in ihrer „Muddersproch“ zum Besten gibt.
Geradezu legendär, wenn sie ihre Künstlerinnen und Künstler ankündigt und ihre Gäste sozusagen „vorwarnt“: „Bei riesiche Newewirkunge lache se in de Beipackzettel oder beißen se ern Newemann!“
Die Künstlerinnen und Künstler, die Ideengeberin Emma Müller, Claus Jürgen Müller und Beate Holzwarth als Gastgeber sowie einige tausend Zuhörerinnen und Zuhörer in all den Jahren, sorgten mit dafür, dass in liebevoller Familienatmosphäre ein zartes Kulturpflänzchen zu einer wahren Kulturblume mit enormer Blütenpracht wachsen konnte und sicher noch weiter gedeihen wird.
Am kommenden Sonntag heißt es nun ab 11 Uhr: „Ehr Leit´s is wohr, es Schreiwer-Hais´l wird 30 Johr! S Deerle uff un roi mit eich!“
„Mer lossens dann so richdich krache“, blickt Beate Holzwarth freudig voraus. Mit Freunden und Weggefährten von gestern bis heute wird man die Geschichte des „Schreiwer-Hais´l“ Revue passieren lassen. Der 95-jährige Heimatdichter Paul Tremmel aus Deidesheim gibt als „Erstauftretender“ den Startschuss. Musikalisch geht es mit Gerhard Kief und Heinz Illner in die Vollen. Beide auch bekannt als „De Hoinz un’ de Gerhard“. Zudem haben sich viele Überraschungsgäste angesagt.
„Ich kann awwer jo schlechd schun jetzt sache, wer alles kummt, dann wärs jo schließlich kä Iwweraschung mer. Ich will jo nit gleich die ganz Kart verrodel“, erklärt Beate Holzwarth.
Es dürften aber viele von denen dabei sein, welche im Wohnzimmer des Schreiwer-Hais´l , auf dessen Terrasse und im Garten in der Vergangenheit die Gäste bestens unterhalten haben.
Info
Am Sonntag, 3. August 2025, findet ab 11:00 Uhr in der Lillengasse 5 in Schifferstadt die Jubiläumsfeier zum 30-jährigen Bestehen des Schreiwer-Hais’l statt. Der Eintritt beträgt 15 Euro und umfasst sämtliche Getränke. Weitere Informationen sowie Anmeldung unter der Telefonnummer 0157 / 35744502.