Editorial Samstag, 14. Juni 2025

Veröffentlicht am: 13. Juni 2025|Kategorien: Blog|

Liebe Leserinnen,

liebe Leser,

stellen Sie sich vor, Sie gehen morgens zum Bäcker. Sie nehmen ein frisches Brötchen, bezahlen dafür 50 Cent und gehen zufrieden nach Hause. Niemand käme auf die Idee, das Brötchen einfach mitzunehmen, ohne zu zahlen – schließlich wissen wir: Mehl, Wasser, Hefe, Strom, der Ofen, der Bäcker selbst – all das kostet Geld. Mit Journalismus ist es genauso. Auch eine Zeitung oder ein guter Artikel entsteht nicht einfach so. Dahinter stehen Journalistinnen und Journalisten, die recherchieren, Interviews führen, Fakten überprüfen, Missstände aufdecken, komplexe Themen verständlich erklären. Sie arbeiten oft stunden- oder tagelang an einem einzigen Text. Und: Auch hier braucht es „Zutaten“ – wie Kameras, Laptops, Datenbanken, Redaktionsräume, Druckereien, Webseiten, Server, Software und vieles mehr.

Guter Journalismus ist Handwerk – und harte Arbeit. Er sorgt dafür, dass wir informiert bleiben, mitreden können, Entscheidungen treffen. Er schützt unsere Demokratie, indem er kritisch berichtet, Dinge hinterfragt und auch unbequeme Wahrheiten ans Licht bringt. Genau deshalb hat guter Journalismus einen Wert. Bevor wir das Internet und schließlich die Sozialen Medien kannten, war dies in den Köpfen der Menschen auch absolut selbstverständlich. Heute sieht das leider anders aus – als Bezahl-Medium, wie z. B. einer Tageszeitung, muss man sich dafür rechtfertigen, dass das Produkt Geld kostet. Auch im Internet oder den Sozialen Medien sind unsere Inhalte hinter einer Bezahlschranke, der Paywall. Der User bekommt hier nur eine kurze Vorschau angezeigt – aber wenn er den ganzen Artikel lesen will, muss er natürlich zahlen. Warum? Soziale Medien sind Schaufenster. Zeitungen nutzen diese Plattformen, um auf ihre Inhalte aufmerksam zu machen – so wie ein Bäcker seine frischen Brötchen in die Auslage legt oder ein Modegeschäft seine Kleider im Schaufenster präsentiert. Die Vorschau soll neugierig machen, informieren, aber auch zeigen: Hier gibt’s mehr – wenn du möchtest, musst du eintreten. Die Bezahlschranke ist kein Hindernis – sie ist Schutz. Denn hinter dieser Schranke arbeiten echte Menschen mit Fachwissen und Sorgfalt. Sie wollen nicht für Likes oder Klicks schreiben, sondern für Leserinnen und Leser, die bereit sind, für Qualität etwas zu zahlen. Social Media ist schnell – Journalismus ist gründlich.Echter Journalismus braucht Zeit, Faktenchecks, Recherche. Das kostet Geld – und kann nicht verschenkt werden wie ein flüchtiger Post. Wer nur auf die Schlagzeilen schaut, sieht oft nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit. Wer aber hinter die Bezahlschranke blickt, bekommt Tiefe, Einordnung – und echten Mehrwert.  Kostenlose Inhalte im Netz sind oft werbefinanziert – oder gar nicht richtig geprüft. Qualität hat ihren Preis. Wer möchte, dass es auch morgen noch unabhängige, glaubwürdige Informationen gibt – sollte bereit sein, dafür zu zahlen, wie für das Brötchen beim Bäcker. Denn beides nährt uns: das eine den Körper, das andere den Kopf.

Das Tagblatt-Team wünscht Ihnen ein schönes Wochenende!

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