In eigener Sache
14. März 2020“Systemrelevant”
10. April 2020Symbiose von Zeitung und Fahrrad
von Kurt Claus
Früher war die Halle in helles Licht getaucht, die tiefschwarze Rotation strömte den typischen Geruch der Druckerschwärze aus. Walzenwaschmittel und Öl mischte sich dazwischen und durchdrang den Raum. Kilometerlange Papierbahnen durchliefen in höllischem Tempo die Maschine zwischen Platten- und Gegendruckzylinder, das Vibrieren der Maschine setzte sich über den starken Zementboden in den Mauern nieder und ließ das ganze Gebäude zum Leben erwachen. Am Ende kamen die Zeitungen gedruckt und gefalzt am Ausleger an und waren fertig fürs Ausliefern.
115 Jahre wird das Druckgewerbe durch die Druckerei Geier, in der das Schifferstadter Tagblatt jahrzehntelang gedruckt wurde, aufrechterhalten. Über 90 Jahre besteht unweit der Lokalität das Zweiradhaus Mayer und wer weiß, dass die Zeitungsträger in Schifferstadt mit ihren Fahrrädern unterwegs sind, das „Tagblatt” ausliefern, kann verstehen, dass die Symbiose zwischen Zeitung und Fahrrad zwangsläufig war.
Location überrascht
„Ein cooles Event”, war der einhellige Tenor am Samstagabend unter den geladenen Gästen bei „Vino meets Velo”, der „Wein trifft Rad”-Aktion, die das Zweiradhaus Mayer bereits zum vierten Mal veranstaltete. Da bei den bisherigen Veranstaltungen die eigenen Räumlichkeiten den großen Zuspruch nicht mehr aufnehmen konnten, wurde ein Ausweichdomizil gesucht und in der Druckerei Geier gefunden.
Wo früher die Rotation stand, wurden am Samstag Fahrräder der Spitzenklasse präsentiert, angestrahlt von kleinen Scheinwerfern, die das Ambiente ins rechte Licht setzten. Uli Bauer hatte aus Paletten bequeme Sitze gebaut, die zum Verweilen einluden, um auch aus dieser Position die stylischen Räder auf sich wirken zu lassen. Musik wehte durch den Raum, der mit großen Archiv-Regalen einen Kontrapunkt setzte und zum Schlendern und Schauen verführte. Da das Meckenheimer Weingut Braun diverse Weine zur Verkostung dabei hatte, Palatina-Gin aus Speyer verschiedene Gin und die entsprechend dazu harmonierenden Tonic-Water offerierte, sah man immer wieder Besucher mit Gläsern in der Hand die verschiedenen Räder begutachten.
Räder vom Feinsten
Und da hatten Rainer, Davide und Laura Schäfer einiges aufgeboten. Für Radfahrer, die etwas flotter mit dem Rad unterwegs sein wollen, hatte das Heidelberger Team von Coboc mit dem E-Gravel ein besonders Highlight dabei. Schwarz, mit Rennlenker versehen und kaum als E-Bike zu erkennen, faszinierte es den ein oder anderen Besucher. Diesen Trend vollzieht auch Schindelhauer mit dem Modell „Arthur”. „Das ist eine Vollintegration, so gebaut, dass man nicht mehr sieht, dass es ein E-Bike ist”, erklärte dazu Davide Schäfer.
Bei der Kundenveranstaltung für geladene Gäste wurde eifrig die Möglichkeit zur Probefahrt genutzt, aber ebenso das Bambusfahrrad mit Elektro-Antrieb bestaunt, bei dem man auf den ersten Blick nicht sehen kann, aus welchem Material es gebaut ist. „Das ist ein Nischenprodukt, für das die Rahmen in Ghana gebaut werden und das in Kiel dann montiert wird”, erklärte Firmeninhaber Rainer Schäfer. Seit 2013 gibt es „my Boo”, die sich darauf spezialisiert haben.
Lastenfahrrad und Airbag
Eine Alternative für die durch den Autoverkehr immer dichter werdenden Innenstädte gab es mit dem Lastenfahrrad zu bestaunen, das wie es sich in einem Zeitungsverlag gehört, mit Zeitungsstapeln bepackt war und die vielfältigen Möglichkeiten aufzeigte. Aus Schweden kommt Hövding, das mit einer Besonderheit aufwartete. Der Fahrradhelm ist obligatorisch für Fahrradtouren, der jedoch durch ein neues Produkt Konkurrenz bekommen dürfte. „Die Halskrause ist acht Mal sicherer als der Helm, denn da wird auch die Wirbelsäule geschützt”, informierte Davide Schäfer zum vorgestellten Produkt, das auch durch Videofilme näher vorgestellt wurde. In 0,1 Sekunden öffnet sich bei einem Sturz die Halskrause und schützt vor schlimmeren Verletzungen im Kopf- und Halswirbelbereich.
Eine überaus gelungene Veranstaltung, die von den Besuchern trotz oder vielleicht wegen des etwas ungewohnten Orts gut angenommen wurde. Dass hier die Firmen Schindelhauer, Coboc, die Highend-Zubehörauswahl von Brooks England, Hövding, Avus und auch Weingut Braun und Palatina Gin ihren Beitrag leisteten, rundete das Event ab und eifrig wurde auch der Stand von #einstückpfalz besucht, der neben Tassen und T-Shirts eine große Auswahl zeigte und die Pfalz-Produkte zum Verkauf anbot.