Gute Nacht, liebe Leserinnen und Leser!
Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Tag und werden nun geruhsam in das Land der Träume gleiten. Ob ich – wahlweise meine innere Uhr – noch richtig ticken? Selbstverständlich. Wir bereiten uns lediglich darauf vor, den morgen bevorstehenden Aktionstag würdig zu begehen. Wie der heißt? Na: Rückwärts-Tag. Den ersten Monat des neuen Jahres 2021 hätten wir gepackt und das immer noch mit Corona als Ballast auf dem Buckel. Zurückblicken? Ach nee, lieber nach vorne sehen und einen Kalendertag nach dem anderen hoffen. Andersrum betrachtet läuft das Jahr ja rückwärts, gen Dezember. Vielleicht ist Rückwärtslaufen auch eine gute Option für den Rückwärts-Tag am 31. Januar? Genau genommen sähe der Tagesablauf im Groben so aus: Nach dem Einschlafen würde man zu Bett gehen und die Zähne putzen. Licht und Kerzen im Wohnzimmer würden an-, statt ausgemacht, das Schorleglas vor dem Schlafengehen gefüllt statt geleert und das Brettspiel aus- statt weggeräumt. Das Abendessen findet statt, bevor man vom Einkaufen nach Hause kommt und wird sogar noch vor dem Mittagessen serviert. Geduscht wird, bevor die Sporteinheit auf dem Laufband absolviert wurde. Beliebig ersetzen lassen sich die Abläufe – Hauptsache andersrum. Ein Glück – oder des Unterhaltungswertes wegen auch Pech – für Sie, liebe Leserschaft, dass am morgigen Sonntag kein Tagblatt erscheint, denn dann wäre die Herausforderung groß. Nur schwer könnte die Redaktion nämlich der Versuchung widerstanden, Texte rückwärts in die Tasten zu hauen. Mit „Anna“ oder „Otto“ wäre ein noch verständliches „Level“ zu erreichen, doch was eine kreative Schreiberin ist, hat ganz andere Kaliber auf dem „Radar“. „Reliefpfeiler“ oder „Lagerregal“ sind ja noch hinten wie vorne. Beim reinen Rückwärtstippen wird die Optik unübersichtlich. Aus „Guten Morgen, Schifferstadt“ würde plötzlich „tdatsreffihcS, negroM netuG“ – damit muss das Gehirn erst mal klarkommen. Der umgekehrte Weg würde politischen Entscheidungsträgern gerade im Bereich des Bauwesens des Öfteren entgegenkommen. Erst wird befürwortet, dann wird gebaut, nicht umgekehrt – und schon würde aus falschem Rückwärts richtiges Vorwärts. Der Blickwinkel macht’s. Und am Morgen des Rückwärtstages, wenn man gerade von der Arbeit gekommen ist und gefrühstückt hat, kann man wieder die Augen aufmachen, sich ins Bett legen und den Tag der sinnlosen Anrufbeantworter-Nachrichten Revue passieren lassen – der ist nämlich exakt am heutigen Samstag.